„Ja ich weiß, es war ’ne geile Zeit! Hey, es tut mir Leid, es ist vorbei“. Die Zeilen des Juli-Songs von 2004 schwirren mir im Kopf herum. Sie treffen mich hart mitten ins Herz, ich schlucke. Vorbei. Ein ganzes Jahr, einfach so, wie Sand durch meine Finger geronnen.
Das schönste und spannendste Jahr meines Lebens. Das Jahr, in dem ich Mutter wurde und selbst wieder Kind sein durfte. Zwölf Monate voller Liebe und Glück.
Endlich hatte ich, die verletzte Träumerin, Zeit, mir meine perfekte Welt zu erschaffen, meine schillernde Seifenblase. Familie. Endlich eine Familie.
Meine Tochter wurde geboren, meine Mutter ist mit uns zusammen gezogen und ich mittendrin, wie ein Planet, der endlich die richtige Position in seiner Umlaufbahn gefunden hat.
Solche Angst hatte ich vor der Mutterschaft, unbegründet. Von dem Augenblick an, als ich meine Tochter zum ersten Mal im Arm hielt, wusste ich, ich würde alles für dieses kleine Wesen meistern. Wie eine richtige Mutter. Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, meine Bestimmung gefunden zu haben. Einen Sinn. Einen Antrieb.
Doch mir wurde nicht nur die Mutterschaft geschenkt, ein wundervolles Mädchen, sondern auch eine zweite Kindheit. Die Elternzeit gab meiner Mutter und mir die Möglichkeit, Verpasstes nachzuholen, gemeinsame Momente, die wir nie miteinander hatten, weil sie mich allein großziehen musste. Geborgenheit und Nähe, die ich so nie gespürt habe. Das Gefühl der Einsamkeit und des inneren Krieges, wie weggeblasen.
Die Elternzeit, das ruhige Auge eines durch mein Leben fegenden Tornados. Ein geschützter Raum, in rosa Watte gepackt. Abgeschottet von den Wirren der Außenwelt.
Vorbei. Der Sturm droht mich plötzlich wieder mitzureißen. Verzweifelt versuche ich mich festzuklammern, eine Zeitschleife zu erschaffen, in der ich für immer bleiben kann.
Doch die Seifenblase platzt, in meinen Ohren dröhnt es. Grelles Licht blendet mich.
Ein ganzes Jahr, einfach so, wie Sand durch meine Finger geronnen. „Ja ich weiß, es war ’ne geile Zeit! Hey, es tut mir Leid, es ist vorbei“.
(*Warum poste ich immer wieder auch Texte wie diesen? Ich möchte niemanden deprimieren, sondern meine echten, authentischen Gefühle mit euch teilen. Dies sind Momentaufnahmen meiner Gedanken, die oft nach wenigen Sekunden bereits vorbei sind. Trotzdem finde ich es wichtig, kein perfektes, weichgezeichnetes Trugbild von mir zu erschaffen, sondern zu zeigen, dass es ok ist, positive UND negative Gefühle zu haben.)
Eure Jananibe
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