Babymode von bellybutton
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Man sagt, Hunde seien die Generalprobe fürs Kinderkriegen. Stimmt! Denn Hunde sind wie kleine Kinder – und das nicht nur im Welpenalter.

Schon vor meiner Schwangerschaft kam ich nicht umhin, die Babys meiner Freunde und Arbeitskollegen permanent mit meinen zwei Möpsen Franky und Maja zu vergleichen. Sie hat Möpse gesagt, hihi. Hunde und Kinder – Entschuldigung? Die meisten Eltern fühlen sich von mir ein wenig auf den Schlips getreten.

Lasst mich dennoch ein paar Fakten aufzählen, die bestimmt nicht auf jeden Hund zutreffen – aber auf jeden Mops.

Fakt Nummer 1: 

Plötzlich sind sie da! Auch wenn man sein Baby zehn Monate in einer runden Kugel vor sich herschiebt, fühlt man sich doch ungewöhnlich überrumpelt, wenn man schließlich mit seinem Säugling im eigenen Heim steht. Die Welt steht von heute auf morgen Kopf.

Mit einem Welpen ist das ähnlich. Nein, sagen wir, genauso! Man möge mir vergeben. Auch den Hund hat man sich in der Regel ein paar Wochen zuvor ausgesucht und fiebert voller Erwartungen auf den „Entbindungstermin“ hin. Man packt ihn ins Auto und fährt nach Hause.

Ja, und dann steht man da und hat erstmal keine Ahnung wie es weiter gehen soll.

Hat man alles, was man braucht? Textilien, Windeln, saugfähige Unterlagen, ein schönes Plätzchen zum Schlafen, die richtige Nahrung und jegliches andere Zubehör.

Fakt Nummer 2:

Spätestens Nachts holt einen die Realität ein. Ob es das herzzerreißende Schreien eines Neugeborenen ist oder das Winseln eines Welpen – die ruhigen Nächte sind erstmal vorbei. Im schlimmsten Fall für die nächsten fünf bis fünfzehn Jahre. Ach, und dann geht es bei Kindern mit der Pubertät los und man hat höchst wahrscheinlich mehr schlaflose Nächte als je zuvor.

Bleiben wir aber bei Babys und Hunden, denn da spreche ich aus Erfahrung. Unsere Hunde rauben mir nachts hundertmilliarden Mal öfter den Schlaf als mein Kind.

Wie es sich für Mops-Mischlinge gehört schlafen unsere zwei Rabauken im Elternbett, während das Baby tiefenentspannt im eigenen Kinderbett liegt und keinen Mucks macht.

Franky und Maja drehen, schütteln und kratzen sich. Wechseln !permanent! die Schlafposition. Ist es in unserem Überlängen-Boxspringbett etwa nicht bequem genug für euch Hochwohlgeborene?! Es wird fröhlich aus dem Bett gesprungen und lautstark durch den Raum getippelt. Manchmal fällt den Herrschaften ein, dass sie nochmal Pippi müssen.

Habt ihr eine Ahnung wie lang und breit sich zwei so kleine Möpse machen können?! ZU lang und breit.

Und wehe ihnen ist nach Kuscheln zumute! Dann fängt der Spaß erst richtig an. Meine Beine habe ich vor Jahren das letzte Mal im Schlaf ausgestreckt. Die warmen Hundekörper sind überall. Neben dir, auf dir, unter dir und lückenlos an dich herangepresst. Sogar auf meinen Hals legt der dicke Rüde manchmal seinen Kopf ab und bläst mir genüsslich Sabber ins Gesicht.

Ich wette, der ein oder andere hat soeben auch sein Kleinkind im Familienbett wiedererkannt. Na eben. Ich kann mich wenigstens glücklich schätzen, keinen Kinderfuß ins Gesicht zu bekommen.

Dafür trete ich (behutsam) nach unseren Möpsen, wenn sie *nächtlich grüßt das Murmeltier* das ganze Haus mit ihrem Geschnarche zersägen. Schnauuuutzääää! Wir schlafen, das Kind schläft, warum bitte um alles in der Welt seid ihr so nachtaktiv? Argh!

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Fakt Nummer 3:

Kotze, Kacke, Bauchwehdrama. Wenn man ein Problem mit ekligen Körperausscheidungen hat, sollte man seinen Plan, Kinder oder Hunde zu bekommen wirklich nochmal in Ruhe überdenken. Es ist keine Schande sein Leben als alte kinder- und hundelose Jungfer zu verbringen.

Schon Jahre bevor Lilly zur Welt kam, waren mein Mann und ich Profi-„Tatort“-Reiniger. Wir haben mehr Kotze und Kacke aufgewischt als man aufzählen kann.

Dabei vor allem Durchfall und Splitterkacke sowie halbverdautes, ausgekotzes Rohfleisch und schaumige Galle. Dagegen sind cremige Muttermilch-Ausscheidungen und Milchbeuerchen eines Babys Zuckerwatte. Versprochen!

Auch die Dreimonatskoliken unserer Tochter lassen sich anstandslos mit Frankys chronischer Magenentzündung vergleichen.

Nächtelang saß ich wach neben einem in einen Männerpulli eingewickelten, laut vor sich hinleidenden, stetig erbrechenden Mops-Rüden. Ab in die Klinik. Fehlalarm. Zurück nach Hause. Oft genug! Meine Nerven!

Wo wir bei Fakt Nummer 4 sind:

Mysteriöse Krankheitssymptome und Nahrungsmittelunverträglichkeiten.

Wenn ich das Wort „Ausschlussdiät“ höre, will ich erstmal in den Keller gehen und zwei Minuten wut-schreien! Muss denn heutzutage jeder Vollhorst, egal ob Mensch oder Tier, irgendeinen seltsamen Ausschlag oder undefinierbare Bauchschmerzen aufgrund einer Unverträglichkeit haben? ICH HABE EINE ALLERGIE-ALLERGIE! Wirklich. So, jetzt ist es raus.

Mein Mann und ich gehören gottseidank zu den wenigen Auserwählten, die weder Lactose, noch Fructose, noch eine Nuss- oder Obst-Allergie haben. Wir essen besenkenlos, während unsere Hündin kein Rind, Obst oder sonst irgendetwas „Normales“ verträgt. Nein, Madame bekommt nur noch rohes Wildfleisch mit gehobelten Zucchini-Schnitzern. Auch unser Rüde kämpft mit Unverträglichkeiten und darf nur Rindfleisch zu sich nehmen. Ach, klar tun die beiden mir da leid.

Nun dachte ich mir, da unser Baby ja mit uns verwandt ist, bleibt uns wenigstens das ganze „Lilly-darf-keine-Nüsse-Obst-Milch-und-so-weiter-Gedöns“ auf kommenden Kindergeburtstagen erspart.

Pustekuchen. Beikoststart: Ausschlag am Auge. Ich bekomme die Krise! Muss das denn sein?!

Fakt Nummer 5:

Kinder und Möpse kann man nicht kontrollieren! Man kann es versuchen, ja. Frohes Scheitern.

Kennt ihr diese Kinder die sich im Supermarkt brüllend auf den Boden werfen? SO sind unsere Hunde. Unkontrollierbare, verzogene kleine Biester. Wir trauen uns mit ihnen nicht in die Öffentlichkeit, da sie unsere ganze Nachbarschaft terrorisieren. Ihre Trotzphase hält seit fünf Jahren an.

Wie erklärst du einem Kind, dass es sich in Anwesenheit anderer Menschen nicht daneben benehmen soll? Wie erklärst du es deinen zwei Terror-Möpsen? Hilfeeeee! Supernanny, Martin Rütter?! Habt ihr Tipps?

Fünf Fakten habt ihr nun, weshalb man Kinder und Hunde durchaus miteinander vergleichen kann:

  • Anschaffung auf eigene Gefahr
  • Schlaflose Nächte
  • Fröhliches Exkrementieren
  • Krankheiten und Allergien
  • Kontrollverlust

Warum das Scheitern bei der Hundeerziehung Vorteile für die Kindererziehung hat, erkläre ich euch im Folgenden.

Vorweg – wer uns schon länger folgt, weiß: Unsere Tochter Lilly ist ein Engel! Sie schläft nachts, ist immer gut gelaunt und bis jetzt völlig unproblematisch.

Ich höre die Schreie aus dem Publikum: „Wartet bis die Trotzphase kommt!“ Ja, danke für den Hinweis.

Mein Mann und ich glänzen, meiner Meinung nach, bei der Erziehung unseres Babys so sehr, weil wir an unseren zwei Hunden kläglich und bitterlichst gescheitert sind. Wir haben brutal versagt. Jetzt haben wir den Salat. Zwei Horror-Möpse in der Vorstadt. Ich will gar nicht wissen, was die Leute über uns reden.

Doch was genau haben wir falsch gemacht und welche Schlüsse können wir daraus für die Erziehung unseres Kindes ziehen?

Vor allem: Liebe nicht aus eigennützigen Beweggründen schenken. Hä, was? Spinnt die jetzt – was meint sie?

Wir haben unsere Hunde mit Liebe überschüttet. Allerdings vor allem deshalb, weil das Liebegeben UNS gutgetan hat. Wir haben geliebt, um geliebt zu werden. Klammern und Glucken ist egoistisch! Es schadet mehr, als dass es hilft.

Wenn die Liebe im Herzen überquillt, sollte man sich bitte, bitte, bitte noch andere Ventile suchen. Die Liebe, die man gibt, sollte rein und uneigennützig sein. Das ist das erste was ich aus unserem misslungenen Mensch-und-Mops-Projekt gelernt habe. Dalai Lama lässt grüßen (mein Mann so: „Was ist denn ein Dalai-Lama?!).

Bleiben wir doch bei fernöstlicher Philosophie. Finde deine innere Mitte und übertrage sie auf deinen Gegenüber. Das gilt für Hunde gleichermaßen wie für Kinder. Ruhige, entspannte Eltern, die sich selbst vertrauen, haben ausgeglicherene Kinder. Wieso? Weil Hektik und Stress sie infizieren wie ein Virus, um es bildlich und dramatisch auszudrücken.

Rituale und Struktur vermitteln Sicherheit und Geborgenheit. Feste Zeiten, strukturierte Abläufe, wiederkehrende Ereignisse? Fehlanzeige. Unsere Hunde wussten nie was als nächstes kommt und konnten sich somit auch nie entspannen. Unserer Tochter versuchen wir nun einen Rahmen für ihr Leben zu geben, an dem sie sich festhalten kann. Deshalb ist es mir wichtig, dass die Familie zusammen isst und wir uns immer dieselben Einschlaf-Geschichten anhören. Vertrautheit schaffen und Momente achtsam gestalten.

Jetzt höre ich mich an wie eine Pädagogin. Oh Graus! Das bin ich nicht, zur Info. Ich schreibe hier wirklich nur meine Erfahrungen auf.

„Nein“ sagen gehört zu guter Kommunikation genauso dazu wie das „Ja“-Sagen. Ohne Yin, kein Yang.

Bedeutet: Etwas konsequent zu verbieten sollte man nicht mit Gemeinsein verwechseln. Nur – Sinn sollte das Verbot machen und nicht willkürlich aus einer Laune heraus entstehen. Außerdem wichtig: Ruhig, aber bestimmt. Hätte ich bei meinen Hunden mal machen sollen. Doch mir war früher nicht bewusst, dass ein „Nein“ etwas völlig Normales ist. Für mich war es gleichbedeutend mit „seine Macht ausspielen“ und „nicht-lieben“.

Sich bewusst Zeit nehmen. Franky und Maja liefen immer nur nebenher. Im Nachhinein habe ich deshalb ein ganz besonders schlechtes Gewissen. Doch ich denke, dass auch viele Kinder nur so nebenher laufen und sich Eltern wenig gemeinsame Zeit einplanen. Die Kinder sind ja immer da. Im Alltag ganz bewusst Aktivitäten zu organisieren, bei denen man sich zu einhundertzehn Prozent auf seine Kinder konzentriert und alles andere ausblendet, ist eine große Kunst.

Daran scheitere ich mit meinen Hunden schon beim Gassi gehen, weil ich wieder nur am Handy hänge und diesen Artikel schreibe, anstatt Kontakt zu meinen Hunden aufzubauen.

Franky und Maja, unsere Horror-Möpse, sind eine klare Warnung dafür, dass mein Mann und ich uns all die Lernfelder, die ich hier aufgezählt habe, zu Herzen nehmen sollten.

Denn wir haben unsere Hunde zu dem gemacht, was sie sind: Horror-Möpse. Unsere gescheiterte Generalprobe vor dem Kindergroßziehen.