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Ich bin Sevda, 31 Jahre alt, Kind türkischer Gastarbeiter, Unternehmensberaterin und Mutter einer 3-jährigen Tochter. Ich habe mich schon früh für die Themen rund um Psychologie interessiert und bereits in der Schulzeit Bücher und Zeitschriften zu diesen Themen verschlungen. So fiel die Entscheidung Wirtschaftspsychologie zu studieren leicht. Im Anschluss folgte ein BWL-Studium mit dem Schwerpunkt Change Management. Meine Studienzeit konnte ich nutzen um Auslands- und Praxiserfahrung zu sammeln. In dieser Zeit arbeitete ich in der Beratung, im Handelskonzern, in einem Startup und in der Wissenschaft. Außerdem war ich hochschulpolitisch engagiert, aktives Mitglied studentischer Unternehmensberatungen und in Mentoring Programmen. Nach meinem Studium erhielt ich ein Stipendium des Innovations-Inkubator der Europäischen Union an der Leuphana Universität zur Absolvierung meiner Doktorarbeit. Ich verfasste eine kumulative Dissertation zur Kommunikation von Unternehmensveränderungen unter Berücksichtigung von Sinnstiftung und Mitarbeiter-Partizipation. Meine Studienergebnisse präsentierte ich auf internationalen Managementkonferenzen, publizierte meine Arbeiten in Fachzeitschriften und schloss mit summa cum laude die Promotion an der Leuphana Universität ab.

In der Endphase meiner Dissertation wurde ich Mutter, was mich sehr motivierte die Dissertation zeitnah abzuschließen, mich aber auch vor neue Herausforderungen stellte. In der Elternzeit beendete ich meine letzten Studien und Artikel und startete als Postdoc an der Technischen Universität Hamburg im strategischen Management, wo ich Doktoranden und Studierende in ihren wissenschaftlichen Studien unterstützte und in der Lehre eingebunden war.

Mittlerweile bin ich Senior Consultant bei Baumgartner & Co, wo ich mittelständische und öffentliche Unternehmen in ihrer digitalen Transformation, Kulturwandel und Personalmanagement-Prozessen unterstütze. Ich bin Projektleiterin der Transformations-Werkstatt, einem Netzwerk von Unternehmen, die sich gemeinsam im Netzwerk auf den Weg in die digitale Transformation begeben, mit neuen Tools experimentieren und Ansätze ausprobieren. Das 1. Hamburger Transformations-Forum für dieses Jahr habe ich mitorganisiert: ein Netzwerk digitaler Macher aus Unternehmen des öffentlichen Sektors mit bekannten Referenten und 100+ Teilnehmern.

Nebenbei bin ich als Lehrbeauftragte und Gastdozentin für die Themen new work und digital leadership an der Leuphana Universität tätig.

Arbeitest du Vollzeit oder Teilzeit und warum?

Ich habe eine 4-Tage Woche (80%). Der Freitag gehört nur mir und meiner Tochter. Das ist der Tag an dem wir z.B. Schwimmen gehen, zuhause basteln, Freunde treffen oder die Spielplätze unsicher machen. Ich genieße es sehr, diesen Tag gemeinsam mit ihr zu haben. Da ich beruflich immer wieder reise und für einige Tage nicht zuhause bin, ist es ein sehr schöner Ausgleich ein langes Wochenende gemeinsam zu haben. Ich fühle mich in diesem Modell sehr ausgeglichen, kann die restlichen 4-Tage Gas geben und mich in die Arbeit stürzen.

Für welches Betreuungsmodell hast du dich entschieden?

Meine Tochter ist seit ihrem ersten Lebensjahr in der Kita und wir werden vielseitig unterstützt. Meine Mutter ist einmal die Woche da und holt Mina von der Kita ab. Zusätzlich haben wir eine Nanny, die an den anderen Tagen Mina von der Kita abholt und betreut bis ich oder mein Mann zuhause sind. Das funktioniert sehr gut. Es ist für mich sehr beruhigend, wenn ich weiß, sie ist gut zuhause angekommen, spielt mit ihrer Oma oder der Nanny und ich muss mir keine Gedanken machen, wenn ich 10 Minuten später rauskomme.

Hast du Tipps zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf?

Ich glaub es ist sehr wichtig, sich Ziele zu setzen und einen Fokus zu haben. Ich habe eine Zeit von allem zu viel gemacht und gewollt. Ich habe viel gearbeitet, zusätzliche Themen angenommen, war in der Universitäts-Lehre eingebunden, wollte aber auch viel Zeit mit meinem Kind verbringen, meine Freunde regelmäßig sehen und weiterhin Publizieren. In dieser Zeit war ich sehr frustriert, weil ich all dem nicht gerecht werden konnte und immer hinter meinen Erwartungen blieb. Mir ist klar geworden, wenn man alles unter einen Hut kriegen möchte, muss es da auch reinpassen. Somit habe ich angefangen meine Sichtweise auf die Dinge zu ändern und nur noch Themen anzunehmen, die mir wichtig waren und sich gut in meinen Rhythmus integrieren ließen. Das war eine unglaubliche Befreiung. Daher ein Tipp von mir: Ziele setzen, sich Fokussieren und das was man tut genießen! Es soll ja auch Spaß machen.

Wie organisierst du deinen Alltag mit Kind und Karriere?

Da ich viel reise und mein Mann ebenfalls alle paar Wochen beruflich unterwegs ist, ist es sehr wichtig die Termine gut abzustimmen. Hier ist hohe Organisationskunst gefragt. Wir stimmen uns fast täglich zur Betreuung ab, da hilft ein gemeinsamer Kalender für Geschäftsreisen und Termine enorm. Wir haben auch eine gemeinsame Whatsapp Gruppe mit unserer Nanny, um schnell miteinander zu kommunizieren.
Der eigentliche Tipp ist jedoch: Freiheiten beim Arbeitgeber einfordern. Als Mutter und Vater braucht man gewisse Flexibilität in den Arbeitszeiten und –ort. Da ist es unglaublich erleichternd, wenn man in einem Gespräch mit seinem Team / Chefs den Rahmen abklärt und sich auf ein Vorgehen commitet. So war es in meinem Fall kein Problem, wenn ich rechtzeitig von der Arbeit gehe, um am Abend noch gemeinsam mit meiner Tochter zu essen und sie ins Bett zu bringen und im Anschluss mich wieder an den PC zu setzen. Teamsitzungen und Abstimmungen lege ich daher in den Vormittag oder frühen Nachmittag, damit ich nach hinten raus rechtzeitig gehen kann. Am Abend erledige ich dann die Arbeit, die ich alleine umsetzen kann.

Welche Tools, Apps und andere Methoden zur Organisation würdest du jeder Working Mom empfehlen?

Ich verwende einen gemeinsamen Kalender mit meinem Mann, wir haben Whatsapp Gruppen zur Betreuung von Mina, eine digitale Einkaufsliste und feste Routinen. Das gibt Mina Sicherheit über ihren Alltag und sie kann sich auf alles einstellen, auch wenn einer von uns nicht da ist. Wenn ich unterwegs bin senden wir uns regelmäßig Sprachnachrichten und sprechen über Videocalls.

Wie schaffst du dir deine persönliche Work-Mom-Balance?

Wir versuchen die Wochenenden so ungeplant wie möglich zu lassen und spontan gemeinsam zu entscheiden, worauf wir Lust haben, wen wir treffen können oder wo wir hinfahren wollen. Das erspart uns den Freizeitstress und wir machen alles nach Lust und Laune. Ich treffe mich gerne mit meinen Freundinnen, anderen Müttern und der Familie. Außerdem haben mein Mann und ich immer mal wieder Tage, wo wir etwas alleine mit Mina unternehmen. So kann man intensiver die Zeit zu zweit genießen und der Partner hat einen Tag für sich alleine und kann diesen frei gestalten.

Wie gestaltest du deine freie Zeit mit Kind?

Wir gestalten unsere freie Zeit sehr unterschiedlich und probieren Verschiedenes aus. Mina hat vor einiger Zeit Fahrradfahren gelernt, so sind wir aktuell immer mit dem Rad unterwegs. Sie findet Tiere und insbesondere Pferde ganz toll, sodass wir häufiger in einen Tierpark oder zum Ponyhof fahren. Da sie es liebt uns in der Küche zu helfen, Kochen oder Backen wir auch mal gemeinsam. Wir besuchen auch oft die Familie, weil es mir wichtig ist, dass sie einen engen Bezug zu ihren Omas/Opas, Tanten und Cousinen hat.

Wie sieht eure familiäre Arbeitsteilung aus?

Mein Mann und ich haben sehr unterschiedliche Stärken, die wir in die familiäre Arbeitsteilung einbringen können. Zum Beispiel ist er unglaublich gut im Kochen und in der Ordnung all unserer Unterlagen / Finanzen. Ich organisiere dafür unseren Alltag und bin für den reibungslosen Ablauf der Betreuung verantwortlich. Ich empfinde uns sehr gleichwertig und uns ist es auch wichtig, dass wir uns beide einbringen können. Es hat sich eine vollkommene Natürlichkeit in unsere Abläufe eingestellt, was sehr schön und stressfrei ist.

Warum sind Working Moms deiner Meinung nach wertvoll für Unternehmen?

Ich bin der festen Überzeugung, dass eine gesunde Mischung an Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen, Erfahrungen und Kenntnissen (auch Diversity genannt ;)) sehr wichtig für Unternehmen und für den Erfolg von Teams ist. Dabei schließe ich auch die working moms ein. Ich kenne einige working moms und alle diese Frauen haben ein sehr hohes Organisationstalent, wissen, was sie wollen, sind standhalt und stressresistent und besitzen Ausdauer und Mut. Wir arbeiten als Menschen in Unternehmen, daher prägen uns unsere Erfahrungen ganz wesentlich, eben auch wie wir Themen im Job und im Team angehen. Die Verantwortung für ein Kind zu tragen, sich seiner Wirkung und Einflussnahme auf das Verhalten eines Heranwachsenden bewusst zu sein und sich als Person in unterschiedlichen Rollen kennenzulernen (Rolle der Mutter, Frau, Kollegin…) sind wertvolle und keine ersetzbaren Erfahrungen. Daher empfinde ich, dass working moms / dads einen klaren Mehrwert für Unternehmen und Teams bieten können.

Mehr Infos über Sevda findet ihr außerdem hier auf ihrem LinkedIn-Profil …

Interview mit Working Mom Sevda Helpap - Mama Blog München Jana Nibe