Wenn ich mir das Bild dieses Beitrags so ansehe, würde ich hinter dieser Mutter, die ganz offensichtlich ich selbst bin, nie eine Langzeitstillende vermuten.

Hä, aber wie schauen Langzeitstillmamis denn aus? Gibt es DIE Stillende überhaupt – rhetorische Frage. Und was heißt hier „Langzeitstillen“? Mein Kind ist nicht ganz eineinhalb Jahre alt. Gut, es hat Zähne und kann laufen, aber warum sollte ich sie deshalb nicht mehr an die Brust lassen?

Die Entscheidung, wie lange Mutter und Kind stillen, ist genauso individuell, wie die Menschen, die sie treffen. Hier geht es mir nicht darum, eine Diskussion loszubrechen und dazu aufzurufen, sich zu positionieren.

Ich möchte einfach mal aus persönlicher Sicht erzählen, wie man sich das Tabumonster „Langzeitstillen“ vorstellen kann und ein wenig Licht ins Dunkel bringen.

Wie oft stille ich noch, wie sieht das dann aus und wieso habe ich an die Milchbar noch kein „CLOSED“-Schildchen gehängt?

Am Anfang floss die Muttermilch in Ströhmen und sprudelte geradezu aus mir heraus. Je älter meine Tochter wurde, desto seltener kam sie von sich aus an die Brust. Langfristig betrachtet. Schaut man sich das Ganze etwas genauer an, sieht man, dass es auch immer mal wieder Hochs und Tiefs gab und mein Baby während ihrer Entwicklungsschübe plötzlich sehr viel stillte, obwohl sie nur kurze Zeit vorher kaum noch Interesse hatte.

Nach sechs Monaten der absoluten Stilleuphorie hatte ich schlagartig keinen Bock mehr und versuchte krampfhaft auf Fläschchen umzustellen, was kläglich scheiterte.

Ich akzeptierte Lillys Bedürfnis nach der Brust und freundete mich im Laufe der Zeit auch wieder damit an.

Im Moment stillen wir, auch aufgrund der Tatsache, dass ich wieder arbeiten gehe, tagsüber von Montag bis Donnerstag gar nicht mehr. Freitags und am Wochenende, wenn ich zuhause bin, verlangt meine Tochter im Laufe des Tages aber durchaus noch die Brust und das auch vehement mit einem sehr nachdrücklichen Busengrabscher, gefolgt von einem fordernen „Ääähäää!“

Nachts stille ich nur, wenn wir gemeinsam im Familienbett schlafen. Kinder „riechen“ das anscheinend irgendwie, wenn Muttermilch verfügbar ist. Zumindest ist das meine persönliche Erfahrung. Schläft nur der Papa bei Lilly, lässt sie sich viel leichter vertrösten und wacht nur ein- bis dreimal pro Nacht auf. Mit mir an ihrer Seite ist unser Kind nachts viel unruhiger und verlangt alle paar Stunden nach der Brust. Wenn sie erkältet ist, trinkt sie beispielsweise nur Muttermilch und lehnt Wasser oder Tee völlig ab.

Morgens stille ich oft so im Vorbeigehen. Das würde auf Außenstehende sicher ziemlich schräg wirken. Ich trage die Kleine herum und sie stillt sich währenddessen selbst. Manchmal sitze ich mit ihr auch so auf dem Klo, wenn es sich ergibt.

Besonders wichtig ist mir das Stillen nach jedem Arbeitstag. Es ist fast wie eine Achtsamkeitsübung für uns und ich schätze es so sehr, dass wir durch das Stillen noch Gegelegenheiten bekommen miteinander innezuhalten. Wir legen uns nach der Arbeit gemeinsam hin und relaxen und meine Maus genießt unsere gemeinsame Zeit so sehr wie ich. DAS möchte ich nicht missen. Ich glaube, die Brust ist ein Anker, der ihr Sicherheit gibt und die Möglichkeit vom hektischen Alltag ohne Mama runterzukommen.

Ihr seht also, „Langzeitstillen“ ist in erster Linie Gelegenheitsstillen und die Pausen zwischen den Stilleinheiten können durchaus 10-12 Stunden betragen. Man muss auch nicht abpumpen, um die Muttermilchmahlzeiten zu ersetzen, denn grundsätzlich können Kleidkinder ja schon normal essen oder ein Fläschchen mit Kuhmilch/Premilch trinken – jenachdem.

Ich würde die Stillmahlzeit eines Kleinkindes eher mit einem schönen Gläschen Wein zu einem guten Buch oder einem Stückchen Schokolade vor dem Fernseher vergleichen und das brauchen wir doch alle mal, oder? Deshalb – keep the bar open <3. #teamstillen

Eure Jananibe