Ein Mehrgenerationenhaus ist ein Haus, in dem zwei oder mehr Generationen von Familienmitgliedern zusammenleben. In unserem Fall sind das meine Mutter, unsere zwei Kinder, mein Mann und ich. Wir haben schon viel zusammen erlebt. Von den alltäglichen Herausforderungen bis hin zu großen Lebensereignissen haben wir einiges gemeistert und uns in verschiedenen Lebensphasen unterstützt. Das Mehrgenerationenwohnen hat viele Vorteile. Meine Mutter hat uns bei der Kinderbetreuung, im Haushalt und bei Besorgungen geholfen. Während wir inzwischen auch mal Arzttermine für sie ausmachen und sie dorthin fahren. Wir können einander auch emotionalen Halt geben, den Kindern diverses Wissen vermitteln und uns täglich an der Gesellschaft des anderen erfreuen. Aber das Leben mit mehreren Generationen ist nicht ohne Herausforderungen. Denn es kann schwierig sein, die Bedürfnisse und Wünsche aller unter einen Hut zu bringen und persönlichen Freiraum zu finden. 6 Jahre leben in einem Mehrgenerationenhaushalt: würden wir es wieder tun? Und was würden wir anders machen? Das erfährst du in diesem Beitrag.

Was ist ein Mehrgenerationenhaus?

Unter einem Mehrgenerationenhaushalt wird ein Haushalt verstanden, in dem mindestens zwei Generationen leben, wobei sich die Zahl der Generationen aus den direkten, gradlinigen Abstammungsverhältnissen der Haushaltsmitglieder zur Bezugsperson ergibt. – Quelle: destatis

Warum haben wir uns für das Mehrgenerationenmodell entschieden?

Es gab mehrere Gründe, warum wir uns für ein Mehrgenerationenmodell entschieden haben:

  1. Enorm hohe Lebenshaltungskosten in München
  2. Unzureichende Betreuungsangebote für Kinder
  3. Schwierige Vereinbarkeit von Familie und Beruf
  4. Gefahr der Verarmung trotz guter Einkünfte

In welcher Konstellation leben wir in einem Mehrgenerationenhaus?

In unserem Fall sind das meine alleinstehende Mutter, unsere zwei Kinder, mein Mann, zwei Hunde und ich.

Wohnsituation: Von der Familien-WG zum 2-Parteienhaus

Die ersten 3 Jahre lebten wir in einem Reihenmittelhaus in einem Vorort von München. Und zwar als Familien-WG. Der Neubau war nicht als Mehrgenerationenhaushalt ausgelegt. Meine Mutter zog oben im Dachgeschoss ein, wo sie ein kleines Loft mit Bad hatte. Wir bewohnten mit Baby und zwei Hunden den ersten Stock mit zwei Zimmern und ebenfalls einem Bad. Das Erdgeschoss und den kleinen Garten nutzten wir zusammen. Durch das enge Zusammenleben in der Wohngemeinschaft tauchten die ersten Konflikte auf.

Daher entschlossen wir uns bei Baby Nr. 2 im 150km entfernten Niederbayern nach einer geeigneten Immobilie zum Kauf zu suchen. Und wurden nach ca. 1,5 Jahren fündig. Seither wohnen wir in einem 2-Parteienhaus, in dem jede*r seinen eigenen Haushalt führt.

Vorteile eines Mehrgenerationenhauses

  1. Aufteilung der Lebenshaltungskosten (Miete/Kreditrate, Nebenkosten)
  2. Bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch Betreuungsbackup
  3. Tägliche Unterstützung oder Pflege älterer Familienmitglieder

Herausforderungen eines Mehrgenerationenhaushalts

Wenn verschiedene Familienmitglieder zusammenleben bedeutet das immer: Kompromiss! Die heile Welt ist das meistens nicht. Das Konfliktpotential ist bei mehreren Generationen groß. Gerade dann, wenn jede*r andere Ansichten zu verschiedenen Themen hat oder ungelöster Groll zwischen zwei Parteien schwelt. Ein Fehler ist auch zu glauben, dass das Thema Kinderbetreuung oder Angehörigen-Pflege mit dem Mehrgenerationenmodell automatisch gelöst ist. Menschen haben nämlich ihren eigenen Kopf. Daher sollte vorab genau besprochen werden, was vom jeweils anderen unter Umständen erwartet wird und was nicht.

Das würden wir beim Zusammenziehen in ein Mehrgenerationenhaus nochmal genauso machen

Grundsätzlich würde ich unter denselben Bedingungen jederzeit wieder in ein Mehrgenerationenhaus mit meiner Mutter ziehen. Es hat uns das Leben in einem hübschen Reihenhäuschen statt in einer kleinen Wohnung ermöglicht. Auch beruflich wären die ersten Jahre mit Baby nicht so erfolgreich verlaufen, wenn wir keine familiäre Unterstützung gehabt hätten.

Das würden wir anders machen

  • Ich würde von Anfang an Erwartungen und Zuständigkeiten klären und mich nicht darauf verlassen, dass die Kinderbetreuung automatisch gesichert ist. Man ist dem anderen nichts schuldig und jede*r hat das Recht, ein autarkes Leben ohne Pflichten den anderen Familienmitgliedern gegenüber zu führen. Nur muss das eben vorab klarsein. Das gleiche gilt später für die Pflege von älteren Familienmitgliedern. Hier macht es eventuell in allen Fällen Sinn, komplett oder teilweise auf externe Dienstleistende zu setzen. Auch wenn die Vorstellung gegenseitiger Unterstützung natürlich schön ist – so spricht meine Erfahrung und auch die anderer eine andere Sprache
  • Ich würde außerdem darauf achten, direkt in ein Zwei-Parteienhaus zu ziehen, damit jede*r ihren oder seinen abgesperrten Bereich hat.

Fazit

Das Leben in einem Mehrgenerationenhaus kann sehr bereichernd sein. Man kann sich mit etwas Glück und gutem Willen in verschiedenen Bereichen gut gegenseitig unterstützen. Auch die finanzielle Belastung kann man sich wunderbar aufteilen. Nach 6 Jahren in einem Mehrgenerationenhaushalt würde ich es wieder machen. Jedoch mit reduzierter Erwartungshaltung und autonomen Lösungen für die Themen Kinderbetreuung, Pflege und Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Eure Jana Nibe