Muttersein – härtester Job der Welt

11:37 Uhr, heute noch nichts gegessen. Den Kaffee mal wieder nur zur Hälfte getrunken und das natürlich kalt. Die Haare fettig, die Frisur sitzt … nicht. Meine Waage zeigt mir morgens an, dass ich bedrohlich an der 45-Kilo-Marke kratze. 10 Kilogramm unter Normalgewicht. Muttersein ist hart – es zehrt an meinem Körper und an meinen Nerven. Und immer diese Frage, die wie ein Damoklesschwert über mir schwebt: Schaffe ich das alles? Eine gute Mutter sein, aufmerksame Partnerin, zielstrebige Karrierefrau? Jesper Juul, was meinst du? (Ja, ich habe die meisten seiner Bücher gelesen und fühle mich trotzdem gelegentlich überfordert *grins)

 

Totale Überforderung

Nein, ich schaffe es nicht. Manchmal bin ich einfach überfordert. Nicht mit meiner Rolle als Mutter im Allgemeinen, die liebe ich, sondern mit dem Druck, allem und jedem gerecht werden zu müssen. Oder zu wollen? Scheiße, ich brauche doch auch mal Zeit für mich! Bevor nun alle Papas aufschreien: „Dann nimm sie dir doch, die Zeit!“ Was ich meine, ist die gute alte Auszeit ohne schlechtes Gewissen und ohne Termindruck. Einfach gammeln, die Seele baumeln lassen, Open End! Akkus wieder aufladen.

 

Angst, als Mutter zu versagen

Doch es steht zu viel zwischen mir und einer entspannten Mama-Pause, von der ich mir erhoffe, danach wieder locker lässig die Superheldin spielen zu können, die mein Kind verdient: die Wäsche, die Jobsuche, das Smartphone (Kack Instagram :))! Aber vor allem die nackte Angst. Angst als Mutter zu versagen. Ich bin doch keine Maschine …

 

Erwartungen an mich selbst

Wie gern wäre ich diese schillernde Katalog-Mutter, immer top gestylt, super gut gelaunt und entspannt. Perfekt. Eine Frau, die alles im Griff hat. Dabei habe ich den Eindruck, ich bin schon völlig überfordert auf die Welt gekommen. Kaiserschnitt, schwups, raus aus der Gebärmutter und zwar zack-zack. Nicht bummeln! Grelles Licht, klirrende Kälte und alles um mich herum zu laut, zu hektisch, zu sehr damit beschäftigt, die Zeit zu schlagen.

 

Mache ich alles richtig?

Wie wird mein Kind meine Erziehung später beurteilen?

Jetzt bin ich Mitte-Ende Zwanzig und kein Baby mehr. Ich bin eine Mutter. Aber auch eine gute? In meinem Kopf Sequenzen aus der Zukunft. Verschwommen sehe ich meine Tochter, selbst bereits eine junge Frau, wie sie mir meine Fehler als Mutter vorhält. Diese Enttäuschung und die Wut in ihrem Gesicht zerreißen mich. „Mama, du hast nicht, Mama, du warst nicht …!“ Woher soll ich denn bloß wissen, was das Richtige ist? Wie kann ich dich glücklich machen, mein Schatz, was brauchst du?

 

Als Mutter kann man es nur falsch machen

Jede Option, die ich abwäge, scheint irgendwie falsch zu sein. Bleibe ich zuhause, fehlt es mir an Geld, um uns zu ernähren. Gehe ich arbeiten, fehlt es mir an Zeit. Stille ich dich jetzt ab, nehme ich dir vielleicht, was du brauchst. Stille ich dich weiter, hindere ich dich daran, selbstständig zu werden. Gönne ich mir eine Auszeit, bin ich nicht für dich da. Nehme ich mir keine, kann ich nicht die Mutter sein, die ich dir gerne wäre. So könnte ich den Faden endlos weiterspinnen.

 

Muttersein ist kein Sprint, sondern ein Marathon!

In meiner Naivität dachte ich wirklich, die ersten sechs Monate mit Kind seien die schwersten. Weiter habe ich offensichtlich nie gedacht. Dass die Mutterschaft kein Sprint ist, sondern ein Marathon, wird mir erst jetzt bewusst. Das erste Jahr als Mama neigt sich dem Ende zu. Und ich? Ich weiß nicht wohin. Wie angewurzelt stehe ich hier an unserem Scheideweg und starre Löcher in den Himmel, anstatt mich beherzt auf den richtigen Pfad zu begeben. Du an meiner Hand, blickst vertrauensvoll zu mir auf. Irgendwohin muss ich doch, ich kann doch nicht einfach so hier stehen bleiben. Ich bin doch eine Mutter, deine Mutter, und Mütter treffen erwachsene Entscheidungen, oder?

 

Muttersein = Erwachsenwerden?

Aber halt, langsam, bin ich etwa einem Trugschluss erlegen? Bevor ich selbst Mutter wurde, dachte ich, der Akt des Mutterwerdens würde mich automatisch erwachsen werden und die chaotischen Fragezeichen in meinem Kopf wie von Zauberhand verschwinden lassen. Scheinbar ein Denkfehler. Logisches Denken war noch nie meine Stärke, by the way.

 

Gebrauchsanweisung für Babys & Weiterbildung zum Mama Manager

Jetzt weiß ich auch, warum so viele Eltern ihre Kinder verkorksen: Weil Babys leider ohne Gebrauchsanweisung auf die Welt kommen und es keine staatlich geprüfte Weiterbildung zum Mama Manager gibt.

Man muss einfach machen, was man für richtig hält, und hoffen, dass die eigenen Kinder einen später nicht dafür hassen.

 

Täglich grüßt das Mutter-Tier (Hai, ich bin deine Mutter)

Mit aller Kraft versuche ich uns durch dieses Haifischbecken zu navigieren, das sich Leben nennt, und gehe irgendwie bei dem Versuch unter.

Kein Land in Sicht. Nur berge-voll Wäsche und tausende weitere Verpflichtungen. Das noch und dies noch und nur noch schnell … und am Ende des Tages beginnt doch nur wieder alles von vorne. Täglich grüßt das Mutter-Tier (Murmeltier).

11:37 Uhr, heute noch nichts gegessen. Den Kaffee mal wieder nur zur Hälfte getrunken und das natürlich kalt. Die Haare fettig, die Frisur sitzt … nicht …

 

Eure Jananibe