Horrorvorstellung Fremdbetreuung

Ich sag’s wie es ist. Mein einjähriges Kind in die KITA zu geben war für mich DIE Horrorvorstellung. Was, wenn die Erzieher mein allzeit fröhliches Kind seelisch misshandeln oder – Gott bewahre – grob werden würden? Dieses kleine Wesen kann sich nicht äußern, geschweige denn wehren. Was, wenn es das Bedürfnis nach Nähe hat, seine Arme ausbreitet und niemand ist da, um es in den Arm zu nehmen, einfach so, ohne Heulattacke? Morgens immer im Stress, das Kind rechtzeitig wecken, zur KITA fahren, abgeben – in fremde Hände, schutzlos ausgeliefert. Und es abends pünktlich wieder abholen zu müssen, im Wissen, dass ich mich hier gerade vergeblich zwischen Kind und Karriere zerreiße. Ach, was sag‘ ich, jeder muss ja irgendwie seine Miete bezahlen.

KITA – Ende der beruflichen & finanziellen Autonomie – vor allem für Frauen

Die Schließzeiten der KITA hätten zwangsläufig meinen beruflichen und finanziellen Tod bedeutet. Ich sage nur: Sekretärin, Sachbearbeiterin oder, im besten Fall, Teamassistentin, natürlich in Teilzeit mit dem Stempel „Mutter“ auf der Stirn. Wie ich es drehte und wendete – irgendetwas würde immer zu kurz kommen.

Dazu die horrenden monatlichen Kosten, die wir mit unseren Gehältern gar nicht aufbringen hätten können und ein Tagesrhytmus wie im Gefängnis. Selbst befreundete Krippenerzieher rieten mir stark von einer Fremdbetreuung ab, solange unser Kind noch nicht sprechen könne. „Ich würd’s selbst nicht machen. Mir tun die ganz Kleinen leid.“

Trotz einiger Pro-KITA-Argumente – kleine Kinder gehören in die Familie

Ich kenn‘ ja die Argumente! „Meinen hat es auch nicht geschadet.“ oder „In der KITA entwickeln sich die Zwerge schneller.“ Mag sein … aber ich persönlich hätte es einfach nicht übers Herz gebracht – zumindest noch nicht. Zumal wir gezwungen gewesen wären, den Vollzeitplatz zu nehmen (8-15 Uhr, haha) und das bereits ab dem 8. Monat. Ich hatte einfach kein gutes Gefühl dabei, denn wie sagt man so schön: „Kleine Kinder gehören in die Familie.“ Das habe ich irgendwo mal aufgeschnappt und seitdem nie wieder vergessen.

Zwei Omas abwechselnd an jeweils zwei vollen Tagen pro Woche

Wir haben das Glück, dass beide Omas zeitlich so flexibel sind, dass wir unser Kleinkind an vier vollen Tagen pro Woche abgeben können. Zwei Tage bei meiner Schwiegermama und zwei Tage bei meiner Mutter, die – wie praktisch – bei uns unterm Dach wohnt. So kann ich ohne Konsequenzen auch mal länger arbeiten. Natürlich tut es mir trotzdem weh, mein Baby nicht bei mir zu haben. Spätestens ab 17 Uhr klopft bei mir das schlechte Gewissen an, aber ich weiß, mein Kind ist in guten Händen.

Liebe der Familie vor Erziehungskonzept

Unser Betreuungsmodell klappt super! Ich bin so dankbar für die Unterstützung und wüsste nicht, was ich ohne die Hilfe der Omas machen würde. Bisher gab es auch noch keine Meinungsverschiedenheiten, was die Erziehung betrifft, denn ich vertraue den Omas meiner Tochter und bin überzeugt, dass sie nur das Beste für ihr Enkelkind wollen. Ob das mit meinem Erziehungsstil kollidiert, ist mir eigentlich relativ egal, solange mein Kind geliebt wird. Die Liebe der Familie ist mir wichtiger, als irgendeine komische Erziehungs-Ideologie und ich traue meinem Kind durchaus zu, sich den Regeln und Werten einzelner Familienmitglieder anpassen zu können. Ich, als Mutter, habe nur ein Gesetz: Keine seelische und körperliche Gewalt! Alles andere wird unter „darf man nur bei der Oma“ abgebucht.

Inniges Verhältnis zu den Großeltern

Besonders schön finde ich, dass unsere Tochter mittlerweile ein sehr inniges Verhältnis zu beiden Omas und auch ihrem Opa hat, seitdem diese die Tagesbetreuung übernehmen, und sich sowohl bei der einen, als auch bei der anderen Oma schon ein ganz individueller Familienalltag eingependelt hat. Wenn ich abends nach Hause komme, bekomme ich in der Regel ein ausgeglichenes Kind in die Hand gedrückt.

Betreuung innerhalb der Familie – Luxus & Privileg

Mir ist klar, dass Betreuung innerhalb der Familie ein absoluter Luxus ist – vor allem in unserer Konstellation. Ich bin auch immer wieder erstaunt, wie gut meine Mutter und Schwiegermutter die Tage mit Kleinkind meistern, denn ich weiß wie anstrengend das sein kann. Oft steht am Abend für uns sogar ein warmes Essen auf dem Tisch.

Danke ihr lieben Omas und Opa, dass ihr immer für uns und unsere Tochter da seid!

Eure Jananibe