Starke Frauen – keine Everybody’s Darlings
Bevor ich Mutter wurde, hatte ich mir geschworen, meine Töchter, sollte ich je welche haben, zu starken, selbstbewussten Frauen zu erziehen, Männern ebenbürtig. Sie sollten keine Ja-sagenden Everybody’s-Darlings werden, sondern echte Persönlichkeiten, die sich leuchtend über der Genderfrage erheben.
Postnatale Hormone sind ein Arschloch
Scheiße, dumm gelaufen! Denn mir kam irgendwann dieses Pink dazwischen und die Sache mit den Feen und den glitzernden Einhörnern. Postnatale Hormone sind ein Arschloch!
Mein Vorsatz als Schwangere: Pink kommt uns nicht ins Haus
Noch kurz vor der Geburt meiner Tochter erteilte ich allen Freunden und Familienmitgliedern ein striktes Pink- und Rosa-Verbot! „Wenn nur einer von euch mit einem rosafarbenen Strampler oder einem pinken „Princess“-Schnuller um die Ecke kommt, gibt es hier Tote, klar?!“ Betretenes Schweigen … und schaut euch jetzt mein Instagram-Profil an – auf jedem zweiten Bild sehen wir aus wie billige Kopien von Prinzessin Lillifee. Überall dieses Rosa, bah! Manchmal greife ich schon aus reiner Verlegenheit zu lila Spielzeug, damit Fraktion Pink nicht die Oberhand gewinnt. Zu spät, menno.
From Protest to Pink
Was ist aus meinen guten, alten Idealen wie der Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau geworden, dem Feminismus, der Emanzipation? Meine Mädchen-Mama-Hormone haben meine geliebten Wertvorstellungen einfach pink lackiert. Wie frech ist das denn bitte?
Bei all dem Ärger über mich selbst und die Spielzeug- sowie Kinderbekleidungsindustrie – ich sage nur, Rosa für Mädchen, Blau für Jungs – hat es in meinem Hirn irgendwann klick gemacht.
Männer und Frauen sind gar nicht gleich
Männer und Frauen sind nicht gleich. Punkt. Nein, Ausrufezeichen. Männer – und – Frauen – sind – nicht – gleich! Sollten sie diegleichen Chancen im Leben erhalten? Verdammt, ja! Aber sollten Eltern deshalb mit geschlechterneutraler Einheitskleidung versuchen, Mädchen und Jungs ihrer Gender zu berauben, um ein Statement zur Chancengleichheit zu setzen? Nein, absolut nicht.
Geschlechterneutrale & -spezifische Kinderkleidung für Mädchen
Tolle geschlechtsneutrale und geschlechtsspezifische Kinderkleidung in allen Farben gibt’s zum Beispiel bei Esprit oder auch Nyani Kids uvm. Die Newborn-Abteilung von Esprit ist nicht primär nach Geschlecht kategorisiert und viele Sachen eignen sich sowohl für Mädchen als auch für Jungen. Genau das gleiche betrifft beispielsweise den Online-Shop von Nyani Kids. Hier ist das Angebot an neutral gehaltener Kinderbekleidung schon ein bisschen breiter und man findet neben Bekleidung auch genderneutrale Accessoires und Spielzeug. Genauso gibt’s dort aber natürlich auch jungenhafte und mädchenhafte Sachen. Einige Modeketten wie John Lewis haben die Genderkategorisierung soweit möglich sogar versucht komplett abzuschaffen, wobei ich das mittlerweile nicht mehr für sinnvoll halte. Die Devise sollte, meiner Meinung nach, doch eher „gendergerecht, statt genderneutral“ lauten.
Wir haben wirklich einen bunten Mix im Kinderzimmerkleiderschrank. Von püppchenhaften Prinzessinnenkleidern über blaue Jungskleidung aus zweiter Hand bis hin zu absolut neutralen grauen Bodys und Hosen und ich versuche gar nicht mehr krampfhaft gewisse Farben oder Schnitte zu vermeiden, weil sie mir zu mädchenhaft erscheinen.
Beispiele für genderneutrale Mädchenkleidung
- Neutrale Farben: Grau, Gelb, Orange, Rot, Blau, Grün uvm.
- Neutrale Schnitte: T-Shirts, Hosen, Pullover, Bodies uvm.
- Neutrale Motive
Beispiele für genderspezifische Mädchenkleidung
- Mädchenhafte Farben: Pink, Rosa uvm.
- Mädchenhafte Schnitte: Kleider, Röcke, Rüschen, Spitze uvm.
- Mädchenhafte Motive
Erkenntnis: Jungs und Mädchen denken und handeln oft grundverschieden
Ich bin einfach zu dem Schluss gekommen, dass sich ein deutlicher Unterschied im Denken und Verhalten von Mädchen und Jungs nunmal nicht leugnen lässt, auch wenn ich genau das gern täte. Allein Anatomie und Hormonhaushalt – sorry, das muss sogar ich zugeben – sind doch nicht gleich, bei aller Liebe.
Ich möchte, dass meine Tochter lernt, ihre Weiblichkeit anzunehmen, ohne sich gänzlich über ihr Geschlecht und geschlechterspezifische Kleidung zu definieren.
Rosa – die Farbe der Schwäche? Nein!
Rosa ist eine schwache Farbe – warum? Weil sie in unserem Kulturkreis für Weiblichkeit steht? Das ist doch falsch und deshalb möchte ich das meiner Tochter auch nicht vermitteln. Weiche, weibliche Attribute dürfen nicht für Schwäche oder Unterlegenheit stehen, wo dominantes, vermeintlich männliches Ellenbogenverhalten als Stärke gewertet wird.
Jungenhafte Mädchen sind „starke“ Mädchen?
Mädchen, die besonders jungenhaft sind, sind also „starke“ Mädchen? Sie tragen Blau und Grau, Hosen und einen Pferdeschwanz und Team Rosa ist per se verwöhnt, zickig und heult viel. Pah! Nicht mit mir, das ist nämlich Schubladendenken.
Keine Angst vor der eigenen Weiblichkeit
Ich wünsche mir, dass meine Tochter alle Facetten ihrer Persönlichkeit entdecken kann. Dass sie eines Tages keine Angst vor ihrer eigenen Weiblichkeit hat, weil sie in einer Gesellschaft lebt, die diese als Schwäche abtut. Oder meint, sie müsse besonders weich und übertrieben freundlich sein, weil man das von einem Mädchen erwartet.
Ambivalenz – männliche & weibliche Züge finden sich in jedem Individuum in unterschiedlich starker Ausprägung
Wir alle sind komplexe, ambivalente Wesen, in denen sich eine Vielzahl an Charaktereigenschaften bündeln. Jeder von uns hat sowohl weibliche, als auch männliche Züge in unterschiedlich starker Ausprägung. Um bei meiner Farbanalogie zu bleiben: Charaktäre sind nicht schwarz oder weiß oder pink oder blau. Jedes Kind hat eine unendlich große Farbpalette zur Verfügung und sollte alle „Farben“ nutzen dürfen, um sich auszudrücken und vor allem lernen, sich selbst nicht nur über Äußerlichkeiten zu definieren.
Rosa nicht mehr als antifeministisch werten
Deshalb werde ich keine Farben wie Rosa mehr als antifeministisch verteufeln, sondern versuchen mich etwas neutraler und selbst weniger wertend zu verhalten.
Pink ist nur eine Farbe – kein politisches Statement
Meine Güte, Pink ist doch auch nur eine Farbe und Glitzer obendrein ziemlich fancy, muss ich zugeben! Man muss doch nicht in alles etwas Gesellschaftspolitisches hineininterpretieren *augenverdrehender Smiley*. Mensch, Mama! Und wenn man Rosatöne gerade irre toll findet, dann bitte – go for it!
Gender – Junge, Mädchen & ganz viel dazwischen
Gender hin oder her – was bedeutet das schon, denn auch zwischen dem klassischen Jungen und Mädchen gibt es doch noch Etliches mehr, oder?! In erster Linie sind wir wir selbst, individuelle Persönlichkeiten, und Mädchen vor allem anderen Menschen, auch wenn sie ganz offensichtlich und gottseidank keine hormonneutralen Wesen sind.
Lass‘ pinkes Konfetti regnen – trotz (oder dank) Rosa zur starken Frau
Also mach‘ dich locker, Mutti (ich): Pinke Prinzessinnen haben trotz (oder dank) rosa Kinderzimmern, Kleidchen und Spielzeug alle Chancen, später einmal durchsetzungsstarke und inspirierende Frauen zu werden und sich losgelöst von Vorurteilen zu behaupten! Scheiß‘ auf geschlechtsneutrales Einheitsgrau und lass‘ pinkes Konfetti regnen!
Und ihr so?
Wie steht ihr zu Pink und Rosa für Mädchen?
- A) Auf gar keinen Fall Rosa, weil es zu püppchenhaft ist
- B) Nur Rosa, weil es eben eine mädchnhafte Farbe ist
- C) Ein bunter Mix aus Rosa, Blau und Grau ist eher unser Ding
Eure Jananibe
Ich ziehe meiner Tochter gerne rosa oder andere typisch mädchenhafte Sachen an, aber sie hat ebenso eine blaue Winterjacke und eine blaue Mütze, neutrale Jeans, grüne Pullover etc. Ich ziehe ihr an, was mir gefällt, bequem ist und nicht gleich kaputt geht. Ich finde je älter die Kinder werden, desto schwieriger wird es eh sie neutral anzuziehen, weil spätestens ab Größe 98/104 eh nur noch geschlechtsspezifische Kleidung angeboten wird und dann bei den Kindern ja auch ein eigener Kleidungsgeschmack entwickelt wird und das ist bei Mädchen halt oft rosa und Kleid. Was ja auch völlig okay ist. Ich bin früher selber mit Kleid, Hut und Lackschuhen zum Strand gegangen damit entwickeln Kinder ja auch ein Verständnis für die Unterschiedlichkeit der Geschlechter, die es, wie du so schön schreibst, ja nunmal gibt. Meine Tochter kann noch kaum sprechen, aber wenn sie eine Frau sieht sagt sie Mama und bei einem Mann Papa, sie weiß also schon ganz genau die beiden Geschlechter zu unterscheiden und sie uns, ihren Eltern, zuzuordnen.
Ganz liebe Grüße